Ich wusste plötzlich: Hier gehöre ich hin.

Der gebürtige Österreicher Friedrich Abel hat sich als junger Mann in ein ihm fernes Land verliebt und entdeckt, dass dieses Land seine wahre Heimat ist. Die Liebe zu diesem Land, zu seinen Menschen und seinen besonderen Landschaften bestimmte fortan sein Leben, seine Beziehungen und Entscheidungen. Bis heute empfindet er die Zugehörigkeit zu diesem Land und die daraus resultierenden Wendungen seines Lebenswegs als ein sorgsam zu hegendes Glück, das unabhängig ist von materiellen Gütern. 

Alle Fotos: privat


Du stammst aus Österreich…


…aus einem winzigen Dorf in der Weststeiermark mit vielleicht 120 Einwohnern.


…und bist nun in Arizona in der Nähe von Flagstaff zu Hause, wo Du in einem Hogan an der Grenze zu einem Reservat von Native Americans vom Stamm der Navajo lebst…

Ja, seit über 40 Jahren. Ich habe hier wirklich meine Heimat gefunden, in jeder Hinsicht. Ich liebe diese Landschaft, dieses Land, seine Einwohner, habe hier viele Freunde. Und ich bin tatsächlich jeden Tag dankbar, hier zu sein. 

Hast Du das Gefühl, im falschen Land geboren worden zu sein?

Ach, das ist schwer zu sagen… ich glaube es eigentlich nicht. Ich glaube sogar, dass ich diese starke Verbundenheit mit diesem Land wahrscheinlich nie entwickelt hätte, wenn ich in Arizona geboren wäre. 

Warum nicht?

Weil ich mich erst befreien musste: von meiner ursprünglichen Heimat und den an mich gerichteten Erwartungen, mit denen ich aufgewachsen bin.

Das war unmittelbar nachdem Du Dein Ingenieursstudium des Erdölwesens an der Montanuniversität im österreichischen Leoben abgeschlossen hattest…

Ja, ich hatte gerade mein Diplom in der Tasche. Eigentlich wollte ich ja immer Schriftsteller werden. Aber ich hatte eben auch eine ganz große Sehnsucht in mir, in die Welt hinaus zu gehen; und die Ölbranche schien mir dafür beste Chancen zu bieten. Als ich das Stipendium für das Petroleum Engineering Masters Programme an der Stanford University bekam, war das natürlich eine tolle Sache! Ich war total euphorisch und hatte das Gefühl: Jetzt bin ich frei, jetzt kann ich gehen, jetzt kann ich nach Amerika! Ich bin dann mit einem Linienschiff – das gab es damals ja noch – von Genua nach New York gefahren und von dort aus nach Stanford geflogen. Das war eine unglaubliche Befreiung! Nach kurzer Zeit dort hatte ich schließlich auch den Mut, die nächste wichtige Entscheidung zu fällen. 

Welche?

Als ich drei Monate in Stanford war, wurde mir klar, dass ich definitiv nicht Ingenieur werden wollte. Stattdessen wollte ich meinen Traum vom Schreiben nun tatsächlich verwirklichen. Also bin ich in die Fakultät für Journalismus rübergegangen und habe gesagt: Ich möchte Journalist werden. Zum Glück bin ich an einen sehr aufgeschlossenen Professor geraten, der sagte: Okay, versuch` es! Allerdings wurde mein Öl-Stipendium gestrichen und ich musste meinen Lebensunterhalt nun selbst verdienen. 

Wie hast Du das geschafft? 

Es gab jede Menge Jobs auf dem Campus. Den Gemüsegarten eines Professors betreuen. Essen servieren und Getränke ausschenken bei vornehmen Hausparties. Apartments putzen. Der Direktor des Erdöl-Departments fand es irgendwie toll, was ich machte, und verschaffte mir alle möglichen kleinen Bürojobs. Ich zog dann auch von meiner teuren Studentenwohnung in ein kleines Untermietzimmer im nahen Palo Alto, die Monatsmiete war 50 Dollar. Nach einigen Wochen hörte der „Stanford Mothers Club“ von meinem Fall und erbarmte sich meiner. Sie unterstützten mich mit hundert Dollar im Monat. Und als ich das erste Jahr erfolgreich abgeschlossen hatte, bekam ich ein – von der Fakultät initiiertes – volles Stipendium von der Ford Foundation. Meine Aussteiger-Geschichte muss wohl bei den Amerikanern einen arteigenen Beschützerinstinkt aktiviert haben, nach dem Motto: Wer seinen eigenen Weg sucht, dem hilft man.


Der spätere Wahl-Amerikaner als Studierender (links) und als Medizinredakteur 


Alles lief also wie am Schnürchen… 

Ja. Das war ein unglaubliches Glücksgefühl: Endlich konnte ich machen, was ich immer schon wollte! Ich fühlte mich wie in einem Rausch, schrieb fast jede Woche eine Story für den Stanford Daily, gewann sogar den nationalen „Student Journalism Award for Engineering Writing“. Alles gelang so mühelos. Und Du musst Dir vorstellen: Es war 1968, die Zeit der Studentenrevolte. Wir wollten die Welt verändern. Für mich waren es die zwei besten Jahre meines Lebens. 

Du hast zwei mutige Entscheidungen getroffen und Dein Leben dadurch in die richtige Richtung gelenkt. Wäre Dir das auch woanders möglich gewesen?

Der amerikanische Spirit hat mir die Sache zumindest sehr erleichtert. Während in Österreich eher Beharrungskräfte dominierten, sagten die Amerikaner: Du willst das machen? Okay, wir geben Dir die Chance – und nach zwei Jahren hatte ich meinen Master in Science Journalism. Diese Entwicklung hat allerdings auch zu einem Bruch mit meinem Vater geführt.

Er konnte Deine Entscheidung nicht nachvollziehen?

Überhaupt nicht. Er dachte, ich gehe geradewegs ins Verderben. Er war so enttäuscht, dass er den Kontakt für längere Zeit abgebrochen hat. 


Ich glaube, es gibt eine urdeutsche Sehnsucht nach dem Westen.


War Amerika immer schon ein Sehnsuchtsort für Dich?

Da muss ich ein bisschen ausholen. Ich habe als Zehnjähriger das Buch „Die Höhlenkinder im heimlichen Grund“ von Alois Theodor Sonnleitner gelesen. Es handelt von zwei Kindern, die – abgeschnitten von der Zivilisation – in einem Felsental praktisch wie die Urmenschen leben, ganz auf sich selbst gestellt. Dieses Buch hat mich wahnsinnig fasziniert und eine unbestimmte Sehnsucht bei mir ausgelöst. Später habe ich natürlich auch Karl May gelesen. Es kann durchaus sein, dass dieses zuvor diffuse Sehnsuchtsgefühl dadurch in eine bestimmte Richtung gelenkt wurde. Ich glaube aber auch, dass es eine urdeutsche Sehnsucht nach dem Westen gibt. 


Glückliche Kindheit „in einem winzigen Dorf“ in der Weststeiermark


Dennoch hat Dein Weg Dich von Stanford aus zunächst wieder zurück nach Europa geführt.

Um endgültig in den USA zu bleiben, fehlte mir zu dem Zeitpunkt noch der Mut. Also habe ich erst einmal in Österreich mein Pflichtjahr beim Bundesheer absolviert. Danach bin ich – nach einem einjährigen Intermezzo bei einem Wissenschaftsmagazin – als Medizinredakteur zum „Stern“ gegangen. Es war Mitte der 70er Jahre, Goldgräberstimmung. Zeitschriften haben damals ja noch richtig Geld verdient. Der „Stern“ jedenfalls hatte die Hefte dick mit Anzeigen und konnte aufwendige Reportagen in aller Welt finanzieren.  

Das klingt nach phantastischen Arbeitsbedingungen…

Absolut. Es war, wie wir alten Hasen heute gerne sagen, die beste Zeit des Journalismus. Obwohl ich als Medizinredakteur meist deutsche Themen behandelte, durfte ich hin und wieder irgendwohin in die weite Welt fliegen, um eine Geschichte zu machen. Eine davon führte mich zum Bau der Transamazonica-Urwaldstraße in Brasilien, eine andere ins Navajo-Reservat in Arizona. Auf einer Redaktionskonferenz erzählte ich davon, dass Ärzte dort mitunter Medizinmänner zur Behandlung von Navajo-Patienten hinzuziehen, weil sie damit bessere Langzeitergebnisse erzielen. Typisch für die damalige Zeit, hörte sich Henri Nannen das an und sagte: Nehmen Sie sich einen Fotografen und fliegen Sie da mal für drei Wochen hin. 

War es mit Arizona dann Liebe auf den ersten Blick?

Nun, zuerst haben wir die Medizinmänner gesucht und auch gefunden, haben ihren Zeremonien beigewohnt und unsere Fotos gemacht. Irgendwann war ich dann einmal alleine im Monument Valley unterwegs und begegnete einem alten Medizinmann wie er im Buche steht, mit einem Gesicht wie ein tibetanischer Weiser, stand er am Straßenrand, den Daumen nach oben, und wollte zu seinem Hogan mitgenommen werden. Ich brachte ihn hin, die letzten paar hundert Meter mussten wir auf eine Felsterrasse hochklettern, wo seine Rundhütte stand. Aus Stein gemauert, ein winziges Fenster, das Dach aus Holzstämmen von Lehm bedeckt. Er führte mich herum, zeigte mir sein Stahlrohrbett, den Trommelofen mit dem Kaminrohr, die Kiste mit seinen Habseligkeiten. Wir standen da und ich schaute mir alles an. Mehr als dies hier brauchst du nicht, dachte ich mir. Es war wie eine Offenbarung. Etwas ergriff mich zutiefst. Es war ja nicht nur dieser Augenblick, sondern auch alles andere, was ich gerade im Reservat erlebt hatte.  

Was ging in Dir vor?

Ich wusste plötzlich: Hier gehöre ich hin. In dem Moment habe ich mich entschlossen – wohl mehr unbewusst als bewusst – nach Arizona zu gehen. Ich habe noch zwei Jahre beim „Stern“ gearbeitet, um Geld zu verdienen. Dann bin ich nach Albuquerque geflogen, habe mir einen Camper gekauft und bin losgefahren. Die ersten drei Monate vagabundierte ich ziemlich ziellos von einem Campground zum anderen, wanderte in diese endlosen Wüsten von Südarizona hinein und gewöhnte mir allmählich das Rauchen ab. Ich kannte niemanden im Südwesten, fühlte mich verloren und musste mir eingestehen, dass ich keine Ahnung hatte, wo ich beginnen, was ich anstellen sollte, um in Arizona Fuß fassen zu können. Ich schaute mir Tucson an, Phoenix, Sedona, besuchte Nationalparks in Utah, Colorado, New Mexico. Aber recht bald dirigierte mich mein innerer Kompass, mein Bauchgefühl, zurück zu meinem Sehnsuchtsort, zum Land der Navajos. Ich lernte dort Menschen kennen, verliebte mich, fand Anschluss an die Familie eines Medizinmannes, hatte das Glück, an ihrem Leben teilnehmen und meines mit ihnen teilen zu dürfen.


„Eine tolle Zeit“ hatte Friedrich Abel als Medizinredakteur beim „Stern“ unter Henri Nannen – „Wir waren ein On-the-road-reporting-team“: Friedrich Abel mit dem Naturfotografen Anselm Spring – Als Border Officer an der mexikanischen Grenze


Diese erste Zeit in Arizona war aber nicht nur eine Heimatsuche, sondern auch eine Suche nach Deiner wahren Identität, nicht wahr?

Ganz sicherlich. Meine Tagebucheintragungen von damals zeugen von meinem inneren Kampf um eine neue Identität. Der Erdölingenieur, der STERN-Redakteur – alles weg, und noch nicht ersetzt durch etwas Neues, Starkes, einen Beruf, einen Platz, wo ich hingehörte. Und dann Österreich, Deutschland, Europa: Sie waren nur noch Ursprung, aber keine Heimat, in die ich zurückkehren wollte. Die „Heimat“ Arizona war in dieser Anfangsphase nicht viel mehr als eine Hoffnung. Ich war nun Mitte dreißig und begann mit einer neuen Identitätsfindung wie einst als Kind im heimlichen Grund in der Steiermark.


Ich konnte förmlich spüren, wie meine Gedanken sich befreiten, wie ich mich öffnete für alles Neue und Fremde.


Du hast damals über diese Zeit ein Buch geschrieben: „Nur der Adler sprach zu mir“. Du schreibst darin: „Zu Hause ist dort, wo nichts festgefügt ist, wo die Gedanken noch tanzen, die Fremde berauscht…“ 

Ich konnte damals förmlich spüren, wie meine Gedanken sich befreiten, wie ich mich öffnete für alles Neue und Fremde. Übrigens war ich nicht der Einzige, der in Arizona auf Sinnsuche war. 

Du hast noch weitere Bücher geschrieben, in denen Du über Deine Begegnungen mit diesen Suchenden berichtet hast.

Ich habe mich damals mit dem Fotografen Anselm Spring zusammengetan, der wie ich seine Heimat in Amerika gefunden hatte. Gemeinsam haben wir zahlreiche Buchprojekte realisiert. Und ja, es ging darin um unsere Begegnungen mit Native Americans oder Mountain Men, einsamen Suchern, die in die Berge gingen, um in der Wildnis zu leben, so wie einst die Trapper. Übrigens waren zu jener Zeit auch viele Deutsche in der Gegend unterwegs, auch sie waren auf der Suche nach einem tieferen Sinn ihres Daseins. Einige haben sich später in meiner Nähe niedergelassen, zeitweise gab es eine richtige deutsche Community. Mittlerweile mussten die meisten aber zurück nach Deutschland, weil sie in Arizona keine Möglichkeit hatten, Geld zu verdienen.


Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, ich begegne gerade mir selbst.


Bei diesen Menschen, über die Du schreibst, und vor allem bei Dir selbst war diese Suche sehr stark geprägt von dem Wunsch nach einer engeren Verbindung mit der Natur. An einer Stelle beschreibst Du in Deinem Buch, wie Du Deinen Spuren im Sand wiederbegegnest…

Ja, das war ein sehr erhellendes Erlebnis. Eigentlich keine große Sache…und doch ein Schlüsselmoment. Ich hatte auf meinem Weg irgendwie eine falsche Abzweigung genommen und fand dann zufällig wieder zu meiner eigenen Spur zurück. Ich hatte zum ersten Mal in meinem Leben das Gefühl, ich begegne gerade mir selbst: Das da, diese Spuren im Sand, das bin ich. In Amerika und insbesondere in Arizona kann man – und das ist heute immer noch so – vollkommen allein mit sich sein, in der Natur, in diesen großen, weiten Räumen, wo Menschen praktisch verschwinden können. Ich bin ja auch quasi verschwunden (lacht). Hier kommt bestimmt nie ein Sheriff vorbei.

„Nur der Adler sprach zu mir“ endet damit, dass Du am Rande des Reservats ein Grundstück kaufst und Deinen ersten Hogan baust. Es ist der Moment, in dem Deine Suche endet. Du hast Deine Heimat gefunden. Ist der Hogan quasi das steingewordene Symbol Deiner Verwurzelung?

Der Hogan und die einfache Lebensweise, die freiwillige Selbstbeschränkung, die daraus resultiert, ist das, was ich immer gesucht habe. Dieser alte Medizinmann damals im Monument Valley, von dem ich Dir erzählt habe, mit seiner Steinhütte und dem Bett mit einem Schaffell darauf…. mehr braucht der Mensch nicht. Das zu erkennen, war auch so ein Schlüsselmoment. Einen Hogan zu bauen, das war für mich der entscheidende Moment meiner Heimatfindung und Verwurzelung.

An Deiner Liebe zu Deinem Hogan und dem einfachen Leben sind, wenn ich das sagen darf, Deine beiden Ehen zerbrochen. Hast Du nie in Betracht gezogen, den Hogan aufzugeben?

Nein, nie. Das ist wahrscheinlich ein bisschen meiner steirischen Sturheit geschuldet. Heute muss ich sagen: Das war vielleicht ein Fehler. Dieses einfache Leben hier ohne fließendes Wasser, nur mit einem Plumpsklo, das war auf Dauer sehr schwer für die Frauen. Die meisten Männer würden in dieser Situation wohl einen Kompromiss suchen. Mir war es jedoch unmöglich, hier wieder wegzugehen. Ich habe dann zwar versucht, ein Bad einzurichten, es ein bisschen komfortabler zu machen. Aber das hat nicht gereicht. Ich hatte ja auch noch andere Beziehungen, die letztendlich immer am Hogan gescheitert sind. 


Hogan Home Story: Fenster aus Flaschenböden.


Für Deinen Sohn hast Du das Opfer, den Hogan zu verlassen, jedoch gebracht. 

Ja, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Als meine zweite Frau mich verlassen hat und unseren Sohn bei mir zurückließ, war mir sofort klar, dass ich meinem Sohn ein geregeltes Aufwachsen ermöglichen wollte. Ich habe mir einen festen Job als Border Officer an der Grenze zu Mexiko gesucht und ein Haus gekauft. Als er die Schule abgeschlossen hatte, bin ich wieder in den Hogan zurückgekehrt. Aber es ist absolut richtig: Mein Sohn war mir in dem Moment wichtiger als der Hogan. 

Hast Du eine Erklärung dafür, warum Du das für ihn tun konntest, aber nicht für seine Mutter?

Ich habe noch nie darüber nachgedacht…. wahrscheinlich hat es damit zu tun, dass jeder Mensch einem Kind gegenüber eine andere Verantwortung fühlt als dem erwachsenen Lebenspartner gegenüber. Denn das Kind ist Teil des eigenen Blutes. Das ist etwas anderes. Und das spürt man. 

Hattest Du auf Deinem Weg eigentlich irgendwann einmal Zweifel?

Ja, natürlich. In der Anfangszeit sehr oft sogar. Ich fing ja bei Null an und hatte keine Ahnung, wie alles weitergehen sollte. Im ersten Jahr gab es mehrmals Momente, da dachte ich: Oh mein Gott, ich schaffe das nicht, diese Arizona-Idee war wohl ein Hirngespinst, ich muss zurück nach Deutschland. Aber ich war wohl schon immer ein Glücksvogel, es hat sich alles immer irgendwie zum Guten hin gefügt. Zweifel ja, aber es gab nie einen Bruch. Ich habe die ganze Zeit hier von meinem Beruf als Journalist leben können, habe Reportagen geschrieben und die Bücher mit Anselm Spring gemacht. Dazu kamen acht Jahre im Staatsdienst als Grenzbeamter. Dadurch hatte ich das Glück, dass ich immer genug Geld verdienen konnte. Dass alles so kam, wie es gekommen ist, das habe ich auch dem „Stern“ zu verdanken. Wenn ich nicht den Auftrag für die Reportage in Arizona bekommen hätte, wäre ich jetzt nicht hier. Das werde ich den Leuten dort nie vergessen. Überhaupt habe ich mich in Hamburg und mit den Hamburgern sehr wohlgefühlt.


16 Hektar Land direkt am Walnut Canyon und Arizona, so weit das Auge reicht:
Hier steht Friedrich Abels Hogan


Deine Geschichte handelt also – kurz gesagt – von jemandem, der seine wahre Heimat suchte und sein Glück fand. 

Nun ja (lacht). Mit dem Glück ist das so eine Sache. Man soll es nicht verschreien, sagt der Volksmund. Deshalb bin ich etwas vorsichtig im Umgang mit dem Begriff. Aber ein Glück, das unabhängig ist von Dingen, scheint mir doch eine recht stabile Sache zu sein. Materieller Reichtum kann mitunter sehr flüchtig sein. Wenn man sich aber auf die Elemente beschränkt, die nicht so vergänglich sind, dann kann man sich sein Glück erhalten. Was braucht der Mensch denn schon wirklich, um glücklich zu sein? Im Grunde nicht mehr als der alte Medizinmann damals im Monument Valley.

Friedrich Abel wurde vor 79 Jahren in einem kleinen Dorf in der Steiermark geboren. Obwohl er Schriftsteller werden wollte, absolvierte er in seinem Heimatland Österreich ein Ingenieursstudium des Erdölwesens – mit dem Hintergedanken, durch die Arbeit in der Ölbranche die Welt kennenzulernen und der geistigen Enge seines Heimatlandes zumindest zeitweise zu entfliehen. Während eines Stipendiums an der Stanford University gelang es ihm jedoch, seinen Traum vom Schreiben zu verwirklichen: Er wurde Journalist und arbeitete mehrere Jahre als Wissenschaftsredakteur beim „Stern“. Während einer Recherchereise fand er zu seiner Seelen-Heimat, Arizona, wo er noch heute in der Nähe von Flagstaff in einem selbstgebauten Hogan lebt.