EDITORIAL

Irgendwann gegen Ende des vielfach preisgekrönten Dokumentarfilms „Weit. Die Geschichte von einem Weg um die Welt“, der von der fast vier Jahre währenden Weltreise eines jungen Paares aus Freiburg erzählt, haben die ProtagonistInnen genug von der Fremde. Sie wollen wieder heim. Zurück nach Hause. Dahin, „wo hinter jeder Ecke eine Erinnerung lauert“, wie es im Film heißt. Denn dort ist Heimat. 

Ist das so? Kann sein. Vielleicht ist es aber auch ganz anders. Vielleicht ist Heimat vielmehr dort, wo die Titelheldin des Films „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ sie verortet: „Heimat“, sagt sie, „ist, wo man satt wird“. Hier die romantisch-verklärte Deutung, dort eine ganz pragmatische Definition: Was für ein Spagat – der illustriert, dass ein so subjektiv aufgeladener Begriff wie „Heimat“ sich nur aus dem persönlichen Erfahrungshintergrund heraus erklären kann.

Genau darüber, über das individuelle Erleben von Heimat, habe ich für die erste Ausgabe von „Plot Points“ mit Menschen gesprochen, die viel dazu zu sagen haben. Lesley Schulze hat die Gespräche visuell in Szene gesetzt. „Plot Points“, wie Drehbuchautoren die Wendepunkte ihrer Handlung nennen, ist ein Interviewmagazin, das ein Forum sein will für Themen, die über das tagesaktuelle Geschehen hinausgehen und uns alle betreffen. Die uns berühren, uns immer wieder beschäftigen. Es will dazu inspirieren, den Blick zu weiten, die eigene Haltung zu hinterfragen und vielleicht neue Erkenntnisse zu gewinnen. Und natürlich soll es auch Freude machen, das vor allem. 

Wir wünschen viel Spaß beim Lesen!

Annette Gilles & Lesley Schulze
Im Januar 2023